Dienstag, 11. August 2020

Mirabilis in voller Pracht!

In den letzten Jahren habe ich meine Wunderblumen (Mirabilis jalapa) eigentlich oft genug dokumentiert, habe sie sogar selbst sprechen lassen. Doch ganz ohne Lebenszeichen sollen sie auch dieses Jahr nicht an meinem Blog vorübergehen.

Ich hatte dieses Mal die Knollen fast vergessen.Corona hat uns in Atem gehalten und auch unser Verhalten geändert. Die Waldspaziergänge waren viel zahlreicher und intensiver ... doch plötzlich fiel mein Blick auf den Karton in der Garage: "Danke, Mirabilis!" las ich. Nun, wie konnte ich sie so sehr vernachlässigen?

Sie kamen also später im Jahr in die Erde. Es waren zwei Knollen, die eine ist inzwischen drei, die andere sogar vier Jahre alt.

Ich will mich jetzt beeilen, um wieder zu meinen Prachtblumen zu kommen, denn sie duften einfach herrlich an diesem warmen und feuchten Sommerabend. Schade - ich würde mein Blog zu gerne mit Duft anbieten - geht (noch?) nicht!

Aber die Bilder vermitteln einen Eindruck. Den Duft dürft Ihr Euch vorstellen wie ein warmes und schweres Parfum, pudrig, vanillig und süß. 

Die ältere der beiden Pflanzen blüht in diesem Jahr sehr farbenfroh, aber merkwürdigerweise in Farbetagen:


Es sieht so aus, als hätten sich die Blütenfarben zu Gruppen verabredet. Die Wunderblume ist doch immer wieder für Überraschungen gut. Deswegen heißt sie ja auch so.

Die jüngere Pflanze habe ich im Kübel gezogen. Sie hat hier zwar weniger Platz, aber dafür hat sie ihre ganze Wuchskraft erst mal in die Blätter gesteckt, die richtig kräftig aussehen. 

Das Blühen hat bereits begonnen, aber deutlich später als bei der anderen. Auch scheinen die Blüten alle gelb herauszukommen. Oder? - Ein bisschen Spannung muss sein!

Samstag, 8. August 2020

Fungus podex ... oder was?

 Was unterwegs so alles herumliegt ... tz tz ...

Fungus podex

Und hier scheint sich ein Pilzweiblein beim Sammeln ebensolcher abzumühen:

Anstrengend, diese Hockerei!

Noch mehr? Aber gerne:

Aber auch Buntes kann man derzeit entdecken - dufte!!!

Freitag, 20. März 2020

Einen Hörfächer ausbilden - für Glücksgefühle im Wald


Ein Virus breitet sich weiter aus. Oder ist es die Panik, die zur weiteren Ausbreitung führt? Weil wir durch unser Verhalten unser Immunsystem immer mehr schwächen? Es wird so viel darüber diskutiert, dass ich dem nichts hinzufügen möchte, sondern meinen Fokus auf etwas anderes richten will. Auf die Natur.

Auf das, was uns gerade jetzt im Frühjahr darin begegnet. Es wird schön werden, das verspreche ich.

Jeder kann bewusst selbst wählen, jetzt in den Wald oder in den Garten zu gehen oder seinen Balkon zu begrünen. Selbst eine Blumenfensterbank im Zimmer ist noch etwas Liebenswertes und kann uns glücklich machen, wenn wir die Pflanzen beim Wachsen beobachten und uns an ihrem Gedeihen erfreuen.

Oder man kann sich weiter mit immer wieder neuen und oft dazu noch nicht einmal gesicherten Meldungen aus den Medien füttern. Wem hilft das? Es genügt eine Nachrichtensendung am Tag. Mehr braucht es nicht.


Mehr denn je ist das Leben im HIER und JETZT gefragt. Die nahen Dinge sind heilsam. Im Garten, im Wald. Spaziergänge sind möglich. Die Abstände groß. Warum also nicht hinausgehen und … die Sinne fordern?

Wie ich schon im letzten Blogpost schrieb, bin ich selbst jetzt wieder öfter draußen, wenn möglich jeden Tag. Dabei suche ich verschiedene Wälder der Umgebung auf. Nie weit entfernt von unserem Zuhause, aber doch entfernt voneinander.


Und dabei entdeckte ich etwas Erstaunliches:

Die Beschäftigung mit unseren gefiederten Freunden im letzten Jahr beschert mir in diesem Jahr eine beglückende Ernte. Solche Glücksgefühle sind es, die unsere Gesundheit stabilisieren. Das wurde mir bei unserem letzten Waldspaziergang sehr deutlich bewusst.

Wir stellten das Auto auf einem Parkplatz am Waldrand ab, um dort eine kleine Wanderung zu unternehmen. 

Im Moment des Aussteigens schaltete mein Gehör sofort von Innenraumwahrnehmung auf Waldhören um. Dabei geschah mit meinen Ohren etwas Eigenartiges. Die folgende Skizze  soll illustrieren, was passierte, als ich aus dem geschlossenen Auto in den Wald eintrat:

Skizze aus meinem Naturtagebuch

Früher wäre ich ausgestiegen und hätte gesagt: „Wie schön! Die Vögel singen!“ Ich hätte einen diffusen Klangteppich wahrgenommen, dem ich den Namen „Vogelkonzert“ gegeben hätte.

Im Verhältnis zu heute war es eine eher dumpfe, einheitliche Wahrnehmung, die mir zwar ein angenehmes Gefühl gab, aber das war’s dann auch schon.


Doch wie anders erlebe ich das heute! 

Mein Gehör streckt sich im Moment des Aussteigens aus wie ein Fächer. Von einem fiktiven Punkt in der Mitte meines Kopfes aus richtet sich meine hörende Aufmerksamkeit aktiv in alle Richtungen, quasi strahlenförmig. Jeder gedachte Hörstrahl begibt sich aktiv auf die Suche. 

Ich will das genauer beschreiben. 

Das Suchziel, meine innere Willensbestimmung, ist das Aufspüren einzelner Vögel. Dazu habe ich in den letzten beiden Jahren viel Vorarbeit geleistet. Ich habe mit Bestimmungsbüchern und Hördateien viele verschiedene Vogelstimmen studiert und sie mir fast täglich akustisch einverleibt. Ich habe das Gelernte bei jeder Gelegenheit draußen getestet - sozusagen meine Miniprüfungen absolviert. 

So komme ich also heute aus dem geschlossenen Raum, fahre den Hörfächer aus und in meinem Gehirn reagieren die in den letzten beiden Jahren gebildeten Synapsen. 

Pure Lernpsychologie!

Hören, vergleichen, wiederholt hören, vergleichen, innere Bilder zu Melodien erfinden, die inneren Hördateien erweitern, anwenden, neue hinzufügen ...

Dieses ständige Wiederholen hat die Synapsen verstärkt.

Dazu kamen dann natürlich Abbildungen der Vögel, Begegnungen mit ihnen im Garten, in den ich sie durch ganzjähriges Füttern eingeladen hatte.

Und nun ist es so weit. Der Winter ist vergangen, die aktive Zeit in der Natur beginnt wieder. Erntezeit ... wie ich schon schrieb.

Beim Erstellen des akustischen Waldbildes (beschränkt auf die Stimmen der Vögel und ihre ab und zu auch wahrnehmbaren Gestalten) unterscheide ich:

Die Lage des Tones im Raum (höher, tiefer, näher, weiter), die Richtung, aus der er kommt, die Lautstärke, Bewegungen, Entfernungen zwischen gleichen/ähnlichen Melodien, Toncharaktere wie scharf, weich, ätzend, rau, ziehend, bewegt, ruhig, hoch, tief u.v.m.).

Ich höre einzelne Gesänge, die sich aus individuellen Tonfolgen zusammensetzen. Ich orte sie, vergleiche sie, ordne sie zu, verfolge sie, wenn sie ihren Platz wechseln. 

Dabei entsteht in meinem Inneren ein akustisches Bild des Vogelbiotops, in das ich eingetreten bin. Dabei stelle ich auch meine Defizite im Erkennen fest, versuche, mir noch nicht sicher angeeignete Melodien zu merken, die ich fürs Erste mit meinem Diktiergerät aufnehmen kann, um sie zuhause mit meinen Vogelstimmendateien abzugleichen und mein Repertoire zu erweitern.

Zu diesem Zweck kann ich wärmstens das Buch Magie der Vogelstimmen von Walter Streffer empfehlen, das sehr interessante Fakten zum Studium der Vogelstimmen vermittelt und zusätzlich eine CD mit mehr als 80 Hörbeispielen enthält. 

Praktisch kann dieses akustische Erfassen etwa so ablaufen:

Ich höre links über mir eine Singdrossel, etwa 50 - 100 m entfernt einen Zaunkönig, dessen Entfernung schwer einzuschätzen ist, weil Zaunkönige im Verhältnis zu ihrer Größe unglaublich laut singen. Rechts hinter mir in Buschhöhe tschilpt ein Sperling. Ganz hoch oben rechts lässt ein Buchfink seine kaskadenartige Melodie verlauten, mit dem kurzen Schlenker am Ende. Auf etwa gleicher Höhe müsssen zwei Kohlmeisen miteinander kommunizieren oder ihre Reviere abgrenzen. Ich höre sie in stetigem Wechsel. 

Ich "sehe" quasi mit den Ohren. Dabei benenne ich erst mal die Instrumente des Orchesters mit Namen.
Zugleich höre ich, was die einzelnen Instrumente ( = Vögel) spielen ( = singen). Aus all dem setzt sich das Orchesterstück ( = Vogelkonzert) zusammen.

Dabei entsteht ziemlich rasch ein Gesamthöreindruck, mit dem ich Vogelkonzerte in verschiedenen Waldstücken unterscheiden kann. Hätte man mich beim letzten Spaziergang mit verbundenen Augen in den Wald gebracht, ich hätte gehört, dass ich nicht im selben Wald war wie am Vortag.

Natürlich wirken sich auch unterschiedliche Tages- und Jahreszeiten auf den Gesamtcharakter eines Vogelkonzerts aus.

Viel Spaß nun bei Deinen eigenen Bestrebungen, einen solchen Hörfächer auszubilden!
Voraussetzung ist natürlich, dass Du beginnst und dann am Ball bleibst.
Glücksgefühle sind garantiert!

Dienstag, 17. März 2020

Waldbaden

Waldbaden ist in.

Es gibt inzwischen zahlreiche Bücher darüber, Events, Internetseiten.

Im Grunde gibt es das Waldbaden schon seit ewigen Zeiten. Aber vielleicht muss es heute mehr denn je ins Bewusstsein rücken, da wir uns doch viel zu selten in diesem heilenden Umfeld aufhalten. 

Heute nehme ich Dich mit zu einem solchen Waldbad. Es war mein ganz eigenes, was nicht heißt, dass es nicht teilbar wäre. Teilbar im Sinne von:

Los, nun Du. Geh auch Du in den Wald und erlebe ihn auf Deine ganz spezifische Weise. Erinnere Dich an meine hier beschriebenen Erlebnisse und fühle sie nach. Auf Deine Art. Und komm gerne wieder und erzähl mir von Deinen skurrilen Entdeckungen.

Meine Mailadresse steht in meinem Profil.


Ich gehe los, lasse den Verstand sich immer mehr zurückziehen. An seiner Stelle öffne ich mein Herz, den Ort, an dem sich meine Gefühle entwickeln. Der Verstand darf weiterhin denken, aber in Fühlkategorien:



Zuerst gehe ich dazu in den Stillemodus … das Universum darf sich in meiner Stille ausbreiten. Leise summe ich ein …

 
Dann gehe ich weiter, öffne meine Sinne ganz dem Raum, in dem ich mich bewege. Kein Urteil trübt  mein Sehen. Ich überlasse mich ganz meiner schöpferischen Kreativität … und … da! Ein Tier!

Es schleicht im Licht der untergehenden Sonne müde auf dem Waldboden entlang. Wäre ich an einem Flussufer entlanggegangen und hätte es im Wasser schwimmen sehen, hätte ich vermutlich das Weite gesucht. Aber so … harmlos!


Es entfernt sich. Vielleicht gut so – wer weiß? Können Waldkrokodile Coronaträger sein? Darüber kann man in den Medien nichts erfahren. Oder doch? 

Coronavirus könnte von Schlangen stammen, lese ich. 

Echsen sind doch davon gar nicht so weit entfernt. Sind nicht beide Schuppentiere? Lieber nicht drüber nachdenken, weitergehen.

Ich spreche wieder ein OMMMM … lächelnd … nichts mehr denkend. In offener Erwartungshaltung. Was mag ich als Nächstes entdecken? 

Erschrocken zucke ich zusammen, denn mein Blick ist beim Nachflöten einer Singdrosselmelodie, die ich von schräg links über mir aus einem Baum höre, in den Himmel gezogen. Huuuuuuh! Dass es hier in Lippe so gefährliche steinharte Flugdrachen gibt, war mir bisher nicht bekannt. Aber man lernt ja immer noch dazu …


Elegant schweben sie am Himmel entlang. Wie kann das gehen?

Nun ja, das Leben in den Zeiten des Corona stellt halt alles auf den Kopf. 

Da können Steine schweben
und als Drachen leben.



Da bin ich doch froh, dass ich noch auf dem Kopf stehen und die ungefährlichere Variante erfinden kann!

Ein Baum stellt sich mir in den Weg. Er muss mal … schnell laufe ich davon. Die Welt auf dem Kopf. Wo sonst Hunde Bäume anpinkeln … (da schweigt jetzt des Dichters Höflichkeit und verpieselt sich). Schräg, oder?


Der Waldspaziergang macht mir immer mehr Spaß. Ich kann gar nicht genug bekommen. Was werde ich noch erleben? Meine Glücksgefühle sind kaum noch steigerungsfähig. So viel Neues! So Unglaubliches! Ich fühle mich wie Alice im Wunderland. 

Ein leichter Drehschwindel bemächtigt sich meines Gleichgewichtorgans. Ich lasse es geschehen. Merkwürdige Gestalten hängen vom Himmel herunter und laden zum Schaukeln ein. Eine Doppelschaukel? Für verliebte Paare? Sie machen einen trügerischen Eindruck, lieber gehe ich weiter.


Mein Schatz sinniert derweil über die Kraft, die Bäumen innewohnt. Müsste er so schräg ausharren wie sie, diese holzigen Gesellen, dann … oje!



Wie lange noch …? Erlöse mich von diesen Muskelqualen!


Wir gehen weiter, halten immer etwas Abstand. Fühlen uns gesund, aber niemand weiß nichts Genaues. Ob Bäume auch besser Abstand halten sollten? Nun ja, vielleicht sind sie immun gegen das Virus, schließlich haben sie schon CORONEN. Also, dann habt euch einfach lieb – beneidenswert, oder? 


Bevor wir den Wald verlassen, erscheint auf der rechten Seite wieder ein großes Tier. Unheimlich ist sein Blick. Lauert es auf fressbare Opfer? 

Plötzlich erkenne ich, dass das Gatter um das gefährliche Ungetüm defekt ist. Es steht an mehreren Seiten offen. Wo ist denn der Waldzoowärter hin? Das Leben in den Zeiten des Corona hat’s wirklich in sich! Vermutlich lebt er – wie viele andere zur Zeit – in Quarantäne. Hilfeeeeee!


Ich renne und renne … 

Ruuuuuuuhiiiiiiiiig! ruft da eine ferne Stimme. 

Ich horche. Sie kommt aus meinem Herzen. Sie wird lauter. 

Du bist niemals in Gefahr, wenn du auf mich hörst, sagt die Stimme.

Ich verlangsame meine Schritte. Die Stimme sagt: Typisch Mensch! Schon wieder hast du den wichtigen Ton vergessen …

Erschöpft lasse ich mich auf eine Bank am Wegesrand fallen. Ich atme tief durch … langsam beruhige ich mich, als ich plötzlich im Boden unter meinen Füßen ein feines Zittern, dann ein zunehmend bedrohliches Rumpeln spüre. Was ist das?

Ängstlich schaue ich nach links, dann nach rechts … o Gott!


In Todesangst springe ich auf. Holz! Holz! Holz!!!

Ich renne weg und schaue mir aus sicherer Entfernung an, wie die Bank unter den holzigen Riesen begraben wird. Ich aber stehe heil davor und spreche ein Stoßgebet zum Himmel, der mir die Gabe des Fühlens und des Hörens geschenkt hat und mich damit vor der drohenden Gefahr bewahrt hat.



Am Parkplatz angekommen, wo unser Auto steht, spreche ich noch einmal ein universelles 


setze mich ins Auto, fahre zurück nach Hause in die coronafreie Zone, wo ich euch mit Balken biegenden Lügen animiere, nun selbst loszuziehen und weitere Balken zu biegen.

Ich hoffe, mein erster Waldspaziergang hat Euch Spaß gemacht.
Bis bald!

Beim nächsten Mal wird ehrlich gehört. Ehrlich!