Mittwoch, 24. Juli 2019

Oma Berta und Opa Bert

Nachdem ich vor ein paar Tagen in meinem Gartenblog ein paar lesenswerte Bücher zum Thema VÖGEL vorgestellt habe, will ich nun auch von meinen eigenen Erlebnissen, Begegnungen und Beobachtungen in unserem Garten erzählen.

Ich hatte mir ja für dieses Jahr vorgenommen, die Vogelwelt unseres Gartens ganz gezielt zu fokussieren. Das begann schon im ganz frühen Frühjahr, als es draußen noch richtig kalt war. Inzwischen hat unser Garten in meiner Vorstellung ein ganz anders Profil bekommen. War bisher die akustische Kulisse eher ein nettes Beiwerk, ist sie nun für meine Ohren viel differenzierter geworden. Ihre feinere Wahrnehmung hat auch mein Hören in anderen Bereichen (etwa in der Musik) sensibler gemacht. Die Vögel sind viel tiefer in meine Seele eingezogen. Dabei habe ich nicht das Bedürfnis, möglichst viele Vögel und ihren Gesang kennen zu lernen, sondern die Vögel, die unseren Garten besuchen, möglichst gut zu kennen und natürlich auch an ihrem Gesang zu unterscheiden.
Dabei erinnere ich mich an einen norwegischen Schlager mit dem Titel "De nære ting" - "Die nahen Dinge", der bewusst machen möchte, dass wir oft in die Ferne schweifen und doch so viel Gutes in der Nähe haben. Als glücklicher Gartenbesitzer muss man dazu noch nicht einmal das Grundstück verlassen.

Es heißt in dem Schlager (frei übersetzt und auf das Gartenerleben zugeschnitten):

Dein Verstand fliegt immer so weit herum.
Es ist so, als würdest du die nahen Dinge vergessen.
Du träumst von Ländern in Süd und Nord
Und siehst nicht die Schönheit, in der du lebst.

Du denkst, dein Tag ist so langweilig grau.
Was suchst du, worauf wartest du?
Wenn du nicht ruhig wirst,
Kann nichts gedeihen und wachsen.

Betritt deinen Garten, so winzig er auch ist
Und hör zu, wie ein kleiner Vogel singt.
Enthält dieses kleine Paradies doch Dinge, die dein Herz liebt.
Du weißt einfach nicht, was das wert ist.

Das Glück, das du hinter fernen Bergen suchst,
das hast du vielleicht schon längst bei dir.
Höre auf, unruhig danach zu jagen
Und lerne einfach, das Nahe zu lieben.


Heute möchte ich einen aktuellen Tagebucheintrag in mein Blog übertragen. Dazu noch folgende Erläuterung:

Oma Berta ist eine Ringeltaube, deren Geschlecht ich nicht erkennen kann. Ich weiß nicht, ob es erfahrenen Ornithologen möglich ist, die wenig geschlechtsdimorphen Ringeltauben zu unterscheiden. Ich nehme es als persönlichen Spaß, den Vögeln - wenn es bestimmte sind, die immer wieder auftauchen - einen Namen zu geben. Bald gesellte sich zu Oma Berta noch eine zweite Taube, der ich den Namen Opa Bert gab. Sie scheinen ein Paar zu sein, da sie oft gemeinsam auftauchen. Berta empfand ich als passend für den rundlichen, wohlgenährten Vogel, der gemächlich über den Rasen watschelt, immer auf der Suche nach etwas Fressbarem. Ja, ich kenne auch eine menschliche Oma Berta. Sie lebt schon lange nicht mehr. Ich empfand sie immer als sehr rund und irgendwie grau (zu ihren Lebzeiten trugen ältere Bäuerinnen so graue Kleidung, dass sie tatsächlich einer Ringeltaube ähnelten). Und in einem meiner Kinderbücher gab es eine Küchenmamsell mit dem Namen Dicke Berta. Ja, so wird man schon durch früheste Kindheitslektüre geprägt, wenn man ein Buchgeschenk sehr mochte und es mehrere Male las.

Die Familien-Oma werde ich hier zur Veranschaulichung nicht zeigen (ich kann sie ja nicht mal mehr um Erlaubnis bitten), die dicke Berta aus meinem Kinderbuch allerdings werde ich weiter unten einfügen.

Nun zum heutigen Eintrag (in mein Oldstyle-Papiertagebuch):

Mittwoch, 24. Juli 2019 um 8.30 Uhr auf der Terrasse

Der Juli neigt sich dem Ende zu und es steht uns eine Reihe von extremen Hitzetagen ins Haus. Bis annähernd 40°C wurde für einige Gegenden vorhergesagt.

Die akustische Vogelkulisse hat sich verändert. Ich höre kaum noch Amseln singen und auch der mir so vertraute Weckruf des Zaunkönigs ist heute Morgen ausgeblieben.

Dafür machen sich inzwischen ganze Scharen von Grünfinken bemerkbar, die mit ihrem feinen anhaltenden Trillern, mit dem sie einen akustischen Grundteppich erzeugen, nicht zu überhören sind.

Oma Berta ist inzwischen ein treuer Besucher des Gartens. Gestern früh war sie mit Opa Bert zusammen auf die Terrasse gekommen. Oma (oder Opa?) nahm ein Bad in der Vogeltränke. Das sah wirklich putzig aus - dieser wohlgenährte Vogelkörper in der relativ kleinen Schale erinnerte mich an einen adipösen Menschen, der sich in eine für ihn viel zu kleine Badewanne presst.
Nach dem Bad, während dessen sie (er?) die Hälfte des Wassers - mit den Flügeln spritzend - auf der Terrasse verteilte, legte sie (er?) sich auf die sonnenwarme Steinfläche und putzte ausgiebig ihr (sein?) Gefieder. 
Opa (oder Oma?) wuselte, nach Körnchen suchend, rund um sie (ihn?) herum.

Eben gerade kam eine der beiden Tauben auf die Terrasse zu, wo ich sie mit einem freundlichen "Guten Morgen" begrüßte. Ihrem etwas scheuen Blick aus dem hübschen gelben Auge mit der großen schwarzen Pupille sah ich an, dass sie mich wahrgenommen hatte. Sie drehte sich wieder ab, watschelte zum Kornblumenfeld unter dem Kirschbaum, wo ich heute Morgen eine Handvoll Futter hingestreut hatte.

Was für ein Glücksgefühl sich doch einstellt, wenn man von so vielen liebenswerten Lebewesen umgeben ist!



 

"Das Mädchen kommt in einen großen Raum. In einer Ecke steht ein riesiger schwarzer Herd. In der Mitte der Küche sitzt auf einem Hocker die dickste Frau, die sie je gesehen hat. Sie ist so dick, daß sie den Kopf nicht wenden kann und warten muß, bis das Mädchen vor ihr steht, um sie sehen zu können."


Und nun folgen Fotos meines hübschen Paares (die Fotos sind nicht hochaufgelöst, da es Screenshots aus einem kleinen Smartphone-Video sind) - leider hatte ich mein Handy nicht schnell genug parat, als Bert oder Berta in die Wanne stieg.




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Ich freue mich über Deinen Kommentar - danke!